Projektpartner:

  • Prof. Dr. Ravi Ahu­ja, Cent­re for Modern Indi­an Stu­dies, Georg-August-Uni­ver­si­tät Göttingen 
  • Prof. Dr. Micha­el Mann, Insti­tu­te for Asi­an and Afri­can Stu­dies, Hum­boldt-Uni­ver­si­tät zu Berlin 
  • Dr. Hei­ke Liebau, Leib­niz-Zen­trum Moder­ner Ori­ent (ZMO)

För­de­rung: Deut­sche Forschungsgemeinschaft

Dau­er: Nov. 2014 bis Okt. 2026 (ers­ter För­der­zeit­raum: Nov. 2014 bis Okt. 2017)

Projektüberblick:

Die Reich­hal­tig­keit der Bestän­de deut­scher Archi­ve zur Geschich­te des moder­nen Indi­ens ist bis­lang eben­so unge­nü­gend erkannt wor­den wie das in ihnen schlum­mern­de wis­sen­schaft­li­che Poten­zi­al. Zum einen kann ihre Erfor­schung den inter­na­tio­na­len his­to­ri­schen Indien­stu­di­en Per­spek­ti­ven eröff­nen, die eine über­mä­ßi­ge Fixie­rung auf bri­ti­sche Kolo­ni­al­ar­chi­ve bis­her weit­ge­hend ver­stellt hat. Zum ande­ren ermög­li­chen die­se weit­ge­hend brach­lie­gen­den Res­sour­cen die Rekon­struk­ti­on deutsch-indi­scher Ver­flech­tungs­ge­schich­te seit dem 18. Jahr­hun­dert und damit die For­mu­lie­rung inno­va­ti­ver kom­pa­ra­ti­ver und glo­bal­ge­schicht­li­cher Fra­ge­stel­lun­gen. Die somit mög­li­che dop­pel­te Erwei­te­rung von For­schungs­per­spek­ti­ven kann zudem neue Chan­cen für die Inten­si­vie­rung von Kom­mu­ni­ka­ti­on und Koope­ra­ti­on zwi­schen geschichts­wis­sen­schaft­li­chen Tra­di­tio­nen in Indi­en und Deutsch­land schaf­fen, die sich bis­her gegen­sei­tig kaum wahr­ge­nom­men haben.
Das Lang­frist­vor­ha­ben „Das Moder­ne Indi­en in Deut­schen Archi­ven“ (MIDA) soll hier­für Vor­aus­set­zun­gen schaf­fen, indem es

  • die Bestän­de deut­scher Archi­ve zur Geschich­te des moder­nen Indi­ens und zur deutsch-indi­schen Ver­flech­tungs­ge­schich­te von der Eta­blie­rung der Dänisch-Hal­le­schen Mis­si­on in Süd­in­di­en (1706) bis zum Ende der deut­schen Zwei­staat­lich­keit (1989/90) sys­te­ma­tisch in einer Daten­bank erfasst und verschlagwortet; 
  • die­se Daten­bank der inter­na­tio­na­len For­schung als „wach­sen­de“ und offe­ne digi­ta­le Res­sour­ce für geziel­te Archiv­re­cher­chen nach­hal­tig zur Ver­fü­gung stellt; 
  • auf der Grund­la­ge die­ser sys­te­ma­ti­schen Bestands­er­fas­sung einen suk­zes­si­ve zu erwei­tern­den digi­ta­len Archiv­füh­rer erstellt, der sowohl der inter­na­tio­na­len For­schung wie auch einem brei­te­ren Publi­kum einen Über­blick über die rele­van­ten Bestän­de in ihrer the­ma­ti­schen Brei­te ermöglicht; 
  • durch eine Serie von Pilot-For­schungs­pro­jek­ten und eine dar­aus her­vor­ge­hen­de Schrif­ten­rei­he das Poten­ti­al deut­scher Archiv­res­sour­cen für indi­en­be­zo­ge­ne For­schun­gen exem­pla­risch demons­triert, um a) deren inten­si­ve­re Erfor­schung ins­be­son­de­re durch deut­sche und indi­sche Historiker/innen sowie b) die Schaf­fung der hier­für erfor­der­li­chen mul­ti­l­in­gua­len und inter­re­gio­na­len Qua­li­fi­ka­ti­ons­pro­fi­le zu fördern; 
  • durch geziel­te Maß­nah­men, ins­be­son­de­re mit­tels einer deutsch-indi­schen „Tan­dem­struk­tur“ der Pilot­pro­jek­te, zur nach­hal­ti­gen Rea­li­sie­rung des von DFG und Indi­an Coun­cil for His­to­ri­cal Rese­arch (ICHR) auf einem bila­te­ra­len Sym­po­si­um im Novem­ber 2012 for­mu­lier­ten Ziels einer Inten­si­vie­rung deutsch-indi­scher For­schungs­ko­ope­ra­tio­nen in den Geis­tes­wis­sen­schaf­ten beiträgt. 

Projektziele:

Ein wich­ti­ges Ziel des Lang­frist­vor­ha­bens „Das Moder­ne Indi­en in Deut­schen Archi­ven“ (MIDA) ist es, die Bestän­de deut­scher Archi­ve zur Geschich­te des moder­nen Indi­ens und zur deutsch-indi­schen Ver­flech­tungs­ge­schich­te von 1706 bis 1989/90 sys­te­ma­tisch in einer Daten­bank zu erfas­sen und inhalt­lich zu erschlie­ßen und die­se Daten­bank der inter­na­tio­na­len For­schung zur Ver­fü­gung zu stellen.

Über die­se Erfas­sung der rele­van­ten Bestän­de hin­aus soll deren Auf­be­rei­tung in einem digi­ta­len Archiv­füh­rer gewähr­leis­ten, die­se Archiv­da­ten so zu prä­sen­tie­ren, dass sie gegen­wär­ti­gen und zukünf­ti­gen For­schungs­be­dürf­nis­sen gerecht werden.

Die­se For­schungs­be­dürf­nis­se wer­den durch die his­to­rio­gra­phi­sche Ten­denz zu trans­na­tio­na­len und transter­ri­to­ria­len Per­spek­ti­ven geprägt. Das MIDA-Pro­jekt selbst ist Aus­druck die­ser zuneh­men­den Öff­nung der Geschichts­wis­sen­schaf­ten: Quel­len­be­stän­de zum moder­nen Indi­en in deut­schen Archi­ven, die frü­he­ren natio­nal- aber auch kolo­ni­al­his­to­ri­schen Con­tai­ner­per­spek­ti­ven als mar­gi­nal erschei­nen muss­ten, tre­ten erst jetzt ins Zen­trum der Unter­su­chung. Zuvor konn­ten ter­ri­to­ri­al­staat­lich defi­nier­te Per­spek­ti­ven, sei es die einer deut­schen Natio­nal­ge­schich­te, sei es die einer bri­tisch-indi­schen Kolo­ni­al­his­to­rio­gra­phie, Quel­len­be­stän­den wenig abge­win­nen, deren Bedeu­tung erst im Zusam­men­spiel mit Mate­ria­li­en deut­lich wer­den konn­te, die aus ande­ren ter­ri­to­ria­len Kon­tex­ten her­vor­ge­gan­gen waren.

Trans­na­tio­na­le bzw. transter­ri­to­ria­le Per­spek­ti­ven fokus­sier­ten zunächst häu­fig auf die Geschich­te von Trans­fers oder gegen­sei­ti­ger Rezep­ti­on, unter­such­ten also bila­te­ra­le Bezie­hun­gen bzw. Trans­fer­ach­sen, die den ter­ri­to­ria­len Rah­men von Natio­nal- bzw. Impe­ri­al­his­to­rio­gra­phien über­schrit­ten. Inzwi­schen sind ver­flech­tungs­ge­schicht­li­che For­schungs­an­sät­ze in der Geistes‑, Kul­tur- und Sozi­al­ge­schich­te, aber auch in post­ko­lo­nia­len Stu­di­en weit­ge­hend ver­an­kert, und auch deutsch-indi­sche Aus­tausch­be­zie­hun­gen wer­den weni­ger ent­lang von Trans­fer­ach­sen als in grö­ße­ren ver­flech­tungs­ge­schicht­li­chen Zusam­men­hän­gen untersucht.

Wenn Ver­flech­tungs­ge­schich­te inhalt­lich wohl eta­bliert ist, so schei­nen die metho­do­lo­gi­schen Kon­se­quen­zen die­ser his­to­rio­gra­phi­schen Ent­wick­lung jedoch bis­lang eher unter­be­leuch­tet. Wenn bei­spiels­wei­se indi­sche und deut­sche his­to­ri­schen Akteu­re kom­ple­xe Aus­tausch­be­zie­hun­gen ein­gin­gen, die nicht auf bila­te­ra­le, von ter­ri­to­ri­al­staat­li­chen Insti­tu­tio­nen ver­mit­tel­te Trans­fer­ach­sen redu­ziert wer­den kön­nen, son­dern in aus­grei­fen­de trans­na­tio­na­le Netz­wer­ke ein­ge­bun­den waren, was bedeu­tet dies für die Ord­nung der Archi­va­li­en und die Struk­tu­ren des Archivs? Nun ist das Archiv als Form epis­te­mo­lo­gi­scher Macht­ar­ti­ku­la­ti­on aus unter­schied­li­chen Per­spek­ti­ven bekannt­lich zum Gegen­stand inten­si­ver phi­lo­so­phi­scher und his­to­ri­scher Refle­xi­on gewor­den. Die enge Ver­bin­dung zwi­schen der Logik des Archivs und der insti­tu­tio­nel­len Logik von Macht­ap­pa­ra­ten, ins­be­son­de­re von staat­li­chen (natio­na­len oder impe­ria­len) Macht­ap­pa­ra­ten, liegt heu­te offen zuta­ge. Wel­che Kon­se­quen­zen hat es aber, wenn wir, im Rah­men des MIDA-Lang­frist­vor­ha­bens, nicht nur mit unse­rer For­schung die kon­zep­tio­nel­len Con­tai­ner der Ter­ri­to­ri­al­staa­ten ver­las­sen, son­dern Archi­va­li­en in neue Bezie­hung zuein­an­der brin­gen und in gewis­ser Wei­se ein neu­es „Meta-Archiv“ produzieren?

Auf die­se Fra­ge­stel­lun­gen will das Pro­jekt reagie­ren, indem es in der Prä­sen­ta­ti­on der Bestän­de in der Daten­bank die Archi­ve zunächst als sin­gu­lä­re, insti­tu­tio­nell und ter­ri­to­ri­al abge­grenz­te Auf­be­wah­rungs­or­te nimmt und deren Eigen­lo­gik folgt. Gleich­zei­tig ist aber Ziel des zu erar­bei­ten­den Archiv­füh­rers, die Daten als Netz­werk der Archi­va­li­en ent­spre­chend der For­schungs­fra­gen auf neue Wei­se sicht­bar zu machen und somit „das Archiv“ ent­ge­gen insti­tu­tio­nel­ler und ter­ri­to­ria­ler Eigen­lo­gi­ken neu zu ordnen.

Institutionen im Projekt

Das Pro­jekt wird arbeits­tei­lig an drei Insti­tu­tio­nen an zwei Stand­or­ten, näm­lich Göt­tin­gen und Ber­lin, durchgeführt:

Centre for Modern Indian Studies

Georg-August-Uni­ver­si­tät Göttingen

Wald­weg 26
D‑37073

Seminar für Südasienstudien

Insti­tut für Asi­en- und Afri­ka­wis­sen­schaf­ten
Hum­boldt-Uni­ver­si­tät zu Berlin

Unter den Linden6
D‑10099 Ber­lin

Leibniz-Zentrum Moderner Orient

Kirch­weg 33
D‑14129 Ber­lin

Partnerinstitutionen

Servicecenter eSciences, Universität Trier

Die im Pro­jekt ein­ge­setz­te Vir­tu­el­le For­schungs­um­ge­bung FuD wur­de eben­so wie die Pro­jekt-Web­sei­te vom Ser­vice­zen­trum eSci­en­ces der Uni­ver­si­tät Trier ent­wi­ckelt und in enger Abstim­mung mit den Mit­ar­bei­tern von MIDA an die spe­zi­fi­schen Anfor­de­run­gen des Pro­jek­tes angepasst.

Uni­ver­si­tät Trier
Ser­vice­zen­trum eSci­en­ces
DM-Gebäu­de Post­fach DM26
54292 Trier

Max Weber Forum für Südasienstudien, Delhi

Die Bei­trä­ge der MIDA-Publi­ka­tio­nen Archi­val Refle­xi­con und The­ma­ti­sche Res­sour­cen wer­den auf perspectivia.net, der Publi­ka­ti­ons­platt­form der Max Weber Stif­tung (MWS), ver­öf­fent­licht und archi­viert. Dar­über hin­aus wird geprüft, in wel­chem Umfang das Max Weber Forum für Süd­asi­en­stu­di­en (MWF) die tech­ni­sche und orga­ni­sa­to­ri­sche Betreu­ung der Daten­bank nach Aus­lau­fen des Pro­jekts über­neh­men kann.

Max Weber Forum for South Asi­an Stu­dies (MWF Delhi)
53 Lodi Estate, Ground flo­or
Coun­cil for Social Deve­lo­p­ment (CSD) Buil­ding
K.K. Bir­la Lane, Adja­cent to UNDP
New Delhi – 110003, India